Hallo an alle!!
Endlich hab ich ein bisschen Zeit mich hinzusetzen, ein paar Zeilen zu schreiben und die unzähligen Fotos hochzuladen, die ich bis jetzt schon gemacht habe. Etwas müde bin ich immer noch, da ich mich einerseits in der vergangenen Woche an 3 verschiedene Zeitzonen anpassen musste, und andererseits bis jetzt nur „Orientations“ hatte, und somit meine Tage von früh bis spät mit Aktivitäten verplant waren. Aber ab heute (und für die restliche Woche) hab ich ein bisschen Freizeit, bevor es dann nächste Woche voll mit den Kursen los geht.

Stanford und San Francisco
Aaalso. Wie die Meisten von euch wahrscheinlich wissen, bin ich vor 1,5 Wochen in San Francisco angekommen um in Stanford an der Fulbright Summer Orientation teilzunehmen. Insgesamt gab es 8 verschiedene Unis in den USA, an denen diese Kurse stattgefunden haben; ich glaub da hab ichs mit Kalifornien und Stanford ganz gut getroffen :) Prinzipiell hat uns das Ganze einfach nur auf unser kommendes Jahr vorbereitet, mit dem netten Nebeneffekt, Leute aus aller Welt kennenzulernen, die dasselbe erwartet wie mich. Neben 3 superlieben und lustigen Deutschen (um das mal zwecks österreichischer Vorurteile ein bisschen zu betonen), waren Nationen wie Russland, China, Mauritanien, Ägypten, Jordanien, Türkei, Frankreich, Belgien, Irland, Spanien, Taiwan, einige aus Südamerika, Tunesien, Südkorea, Japan, Indien, etc. vertreten. Highlight war sicher der letzte Abend, an dem wir bei der Direktorin des Stanford Language Centers zuhause (!) eingeladen waren und viele davon ihre „traditional costumes“ getragen haben (Anna-Lena im Dirndl -> haben auch sicher von euch noch nicht allzu viele gesehen haha).
Unter Anderem haben wir dort eine Führung durch die Bibliothek bekommen. Wirklich sehr schön und beeindruckend, aber die Chef-Lady von dort war wohl ein bisschen zu stolz auf sich und Ihre Uni. Ach wie ist das Gebäude doch schön und toll und man darf ja keine Fotos machen und die Studenten sind Genies und was weiß ich. Die soll sich mal die Gebäude in Europa anschauen :) Und ich bin mir sicher, dass es nicht nur in Stanford schlaue Köpfe gibt. Toll find ich allerdings, dass die Prüfungen ohne Aufsicht abgehalten werden, da sich durch den „Code of Honor“, Studenten und Professoren derart vertrauen, dass so etwas tatsächlich funktioniert. Ha :) Auch hierfür sollte sie mal nach Europa kommen…
Da mein Flug nach Ohio erst um Mitternacht war, hab ich den letzten Tag dann noch in San Francisco verbracht und eigentlich gibt es nur eines zu sagen: AWESOME! Wahrscheinlich meine neue Lieblingsstadt (gleich nach Wien natürlich). Leider war es ziemlich windig. Trotzem bin ich brav quer durch die Stadt gestapft und hab ungefähr eine Million Fotos von den schönen Häusern gemacht.

The College of Wooster, Ohio
Nach einer langen Nacht im Flugzeug und auf diversen Flughäfen, bin ich am Freitag tatsächlich in meiner neuen Heimat angekommen. Und erst als ich mein neues Zimmer bezogen hab, ist der Zeitpunkt gewesen, als ich realisiert habe, dass ich jetzt wirklich mal eine Zeit lang hier bleib. Aber ich muss sagen: Es stört mich kein bisschen! Der Campus und das Angebot hier ist unglaublich. Das fängt bei den Gebäuden und der Einrichtung an und hört bei der Betreuung und dem Essen auf. Eigentlich ist es eine Kleinstadt in einer Kleinstadt, und das obwohl die Uni nur knapp 2000 Studenten hat. Trotzdem gibt es neben den etlichen Sporteinrichtungen auch ein Wellness und Health Center (=Arzt und Mini-Spital), Campus Security (=Security und sowas wie eine Polizei), einen Autoverleih, und und und. Alles kostenlos natürlich. Im Health und Wellness Center kann man sich also jederzeit bei diversen Ärzten durchchecken lassen, Krankenschwestern sind rund um die Uhr für einen da, und man kann auch über Nacht dort bleiben und sich pflegen lassen, wenns einem besonders schlecht geht. Jeder Student kann sogar 10x im Semster kostenlos zur Seelensorge gehen. Die Security bietet unter Anderem den Service, dass sie einen in der Nacht von überall am Campus abholen und nachhause führen, sollte man nicht gerne alleine im Dunkeln gehen. Die Bibliothek hat bis um 2 Uhr in der Nacht offen (Oh man, wie hätte ich diesen Service letztes Jahr in Wien gebraucht…). Waschküche, Schwimmbad, Fitnesscenter, etc. kosten natürlich ebenfalls nichts. Hier zu studieren mag also vielleicht ein Vermögen kosten, aber man sieht auch wo es hingeht.
Auch die Betreuung ist so intensiv wie man es sich an österreichischen Unis nur erträumen kann. Das Verhältnis zwischen Studenten und Professoren ist eher freundschaftlich, obwohl trotzdem auch sehr respektvoll. Man wird ständig aufgefordert Hilfe aufzusuchen und einfach nachzufragen wenn man wo Probleme hat. Hin und wieder kommt man sich als Europäer allerdings ein bisschen „überbetreut“ vor (um es nett auszudrücken). Wie die Studenten jemals selbstständig werden sollen, wenn es sogar eine Beratungsstelle für „Time Management Issues“ gibt, ist mir ein bisschen ein Rätsel. Im Übrigen kommen auf einen Professor 11 Studenten. Und das lass ich jetzt einfach mal so stehen.

ESSEN !!!
Ich bemüh mich :) Wir alle bemühen uns. Und es wird uns wirklich nicht leicht gemacht! Da der normale Uni-Alltag noch nicht eingetreten ist und es ständig irgendwo Empfänge, Dinner, Snacks, Pizzaparties (manchmal selbst nach dem Abendessen noch!) etc. gibt, muss man schon eine ordentliche Portion an Selbstbeherrschung haben. Zu meinem Vorteil hab ich noch nie eine besondere Affinität zu Burger, Pizza, Pommes und Co. verspürt sondern tendiere eher zu Salat, Gemüse, Tofu und Huhn. Die, die mich kennen, wissen allerdings, dass Cookies meine größte Schwäche sind und daran muss ich noch arbeiten :) Aber im Großen und Ganzen bin ich zuversichtlich. Dem Standard (und Preis) der Uni entsprechend, ist nämlich auch das Essen in der Kantine unglaublich gut und es gibt eine große Auswahl an gesunden Alternativen. Sie haben einen eigenen Chefkoch, der darauf achtet, dass es abwechslungsreiches und vor allem regionales Essen gibt. Außerdem hat er sich angeblich schon erkundigt welche Nationalitäten heuer am College vertreten sind, damit er hin und wieder Gerichte aus diesen Ländern kochen kann. Die Auswahl ist enorm. Zum Frühstück gibt es je eine Station an der man sich Eier, Pancakes oder Sandwiches nach Wunsch zubereiten lassen kann. Diese Stationen verwandeln sich zu Mittag und am Abend in Stationen, an denen man z.B. eigene Wokgerichte kreieren kann. Zusätzlich gibt es aber mindesten noch 3 andere Hauptgerichte und unzählige Beilagen. Den ganzen Tag lang ist außerdem ein riesiges Salatbuffet, Obstbuffet und 20 verschiedene Sorten an Cereals und Müsli vorhanden. Speisen wie Couscous, Kichererbsen, Mini-Rohkostgemüse, Hummus, etc. sind ebenfalls jederzeit zu haben. Von den Getränken sollt ich erst gar nicht anfangen, aber es gibt 3 verschiedene Milchsorten (whole, skim und chocolate), Kaffee, French Vanilla, Chai, Tee, Kakao und ca. 10 verschiedene Limonaden.
Uff, ganz viel Platz dem Essen gewidmet, aber meine Begeisterung hält sich kaum in Grenzen :)

Sport
Gott sei Dank sind die Sportmöglichkeiten fast genauso groß wie die beim Essen. Da die Leistungssportler hier wie verrückt trainieren (in den Ferien 3x täglich zu je 1,5 bis 2,5 Std, zu Vorlesungszeiten täglich 1-2x), werd ich mich wohl in den etwas weniger professionellen Sparten umschauen. Da gibt’s Gott sei Dank aber auch einige, aber da muss ich mich erst näher informieren. Zusätzlich werd ich mir irgendeinen Sportkurs aussuchen und Einheiten besuchen, die für Lehrer und Assistenten angeboten werden. Mal sehen, ich erzähl euch dann wofür ich mich entschieden hab. Bei den Turnkursen gibt es soviel außergewöhliches, was ich gern mal ausprobieren würde (z.B. Scuba Diving oder Bogenschießen). Die letzten 3 Abende war ich jedenfalls schon im Gym, und wer weiß, vielleicht trau ich mich auch mal ins Schwimmbad :)

Alles in allem…
…geht es mir bis jetzt wunderbar. Die anderen Sprachassistentinnen und internationalen Studenten sind alle sehr nett, und ein paar von ihnen bringen mich enorm oft zum Lachen. Es sind z.B. ein paar Inder dabei, deren Akzent einfach wirklich unverwechselbar lustig klingt (Stichwort Russel Peters). Da sich ein paar von ihnen auch gleich offiziell als maths-, physics- und Starwars geeks geoutet haben, können sich Insider vielleicht denken, welche Fernsehserie ich hier live miterleben darf :) Bei der Namensspielrunde hab ich zwar meine erste Blamage erlitten, aber es wird schön langsam. Wenn man nämlich irgendwo an Stelle 30 steht und alle Personen davor wiederholen muss, können Namen wie Shresth, Shiaf, Saif, Khoa, Kuo, Ye, Tingting, Xingxing, Phuphu oder Krithika schon zum Verhängnis werden.
Bis jetzt scheint es eher ein sehr ruhiges (Streber-)College zu sein, aber Spaß werd ich bestimmt trotzdem haben. Das einzig wirklich Negative bis jetzt ist diese Sch…-Klimaanlage ÜBERALL. Da es hier gerade heißer Sommer ist, geh ich also draußen im Trägerleiberl und drinnen dann mit dickem Pulli. Echt schwachsinnig. Ein bisschen komisch find ich auch Regeln wie „smoking allowed only 25 feet away from the building“, aber das betrifft mich ja eigentlich eh nicht.

Soda, Schluss jetzt. Gratulation an alle, die sich bis hierher durchgekämpft haben. Fotos kommen in Kürze.
Ich schick euch viiiiiele dickes Bussis und freu mich über jeden, der sich mal mit ein paar Zeilen meldet!

24.August 2011

22.Sept. 2011
Halli Hallo, da bin ich wieder!
Die erste Uniwoche ist vorbei und das Wochenende war kurz. Es ist unglaublich viel zu tun und so wird’s wohl auch bleiben. Aber das macht nix, so wird mir wenigstens nicht fad.

Zuallererst:
Ich hab mit der Klimaanlage Frieden geschlossen. Ich kann jetzt sogar schon mit kurzärmeligem Leiberl in sämtlichen Gebäuden verweilen. Und ich bin sogar ein bisschen dankbar dafür; es war nämlich auch hier in Ohio die letzten Tage unglaublich heiß und schwül. Auch ans Leitungswasser hab ich mich gewöhnt. Ich glaub ich habs im letzten Eintrag nicht erwähnt, aber das war am Anfang unglaublich grauslich (no na, wenn man sonst nur das edle Wiener Hochquellwasser trinkt). Mittlerweile schmeckts ganz normal. Dafür hab ich ein paar neue Schauerlichkeiten entdeckt. Als ich zum Beispiel das (geschlagene) Schlagobers, das von unserer Kaffeestunde übrig geblieben ist, nach 2 Tagen aus dem Kühlschrank geholt hab, war es steinhart und bröselig. Also hab ich ein Experiment gestartet und ein bisschen Milch für 2 Tage draußen stehen gelassen. Gestunken hat sie kein bisschen, dafür war die Konsistenz mit der von Panna Cotta zu vergleichen. Pfui gacks, was machen die mit diesen eigentlich natürlichen Lebensmitteln?

Wenn wir schon beim Thema Essen sind,…
… schließ ich auch hier gleich mit ein paar weiteren Infos an. Diese Kategorie ist nämlich im letzten Blog ganz gut angekommen. Ich hab übrigens vergessen zu erwähnen, dass es nicht nur Rohkost und Hummus rund um die Uhr gibt, sondern auch eine Eismaschine, eine Gefriertruhe mit verschiedenem Eis (sowas wie Eskimo), diverse Saucen und Toppings (Streusel, Nüsse, Oreos, Zuckerkirschen,…). HA! Aber wer sich jetzt ins Fäustchen lacht und glaubt, dass ich bereits 10 Kilo mehr wiege, der irrt. Ich halte mich gut. Ich hab mir nämlich vorgenommen, dass ich es schaffe so zurückzukommen, dass ihr mich auch von hinten noch erkennen könnt. Im Gegenteil, hier kann ich mir zu jeder Mahlzeit bunt gemischte Salate machen, für die ich zuhause eine halbe Stunde Zubereitungszeit brauchen würde. Und ich kann auch endlich täglich meine halbe Grapefruit zum Frühstück essen, was ich mir schon seit Jahren vorgenommen hab. Den größten Kulturschock in Punkto Essen erlebt sowieso unsere chinesische Sprachassistentin. Die Arme ist es zuhause gewöhnt, einfach alles mit Reis in eine Schüssel zu geben. Und da es hier ein Selbstbedienungsbuffet ist und wir uns auf unsere Teller auch alles draufpappen was uns grad so gefällt, macht sie's eben genauso. Dass wir aber sehr wohl zwischen Hauptspeise und Nachspeise unterscheiden, dürfte ihr nicht aufgefallen sein. Eine Woche lang haben wir ihr zugeschaut, wie sie jedes Gericht mit Vanilleeis kombiniert hat. Auch diverse „gemischte“ Salate haben wir ihr durchgehen lassen. Aber als sie eines Tages eine Schüssel Mandarinen, Karotten, Hühnerfleisch und geriebenen Cheddarcheese frühstücken wollte, haben wir mal nachgefragt. Tja, und da hat sie uns dann gebeten ihr beizubringen welche Kombis im westlichen Raum denn als normal gelten.

Das Leben am College…
…genieße ich immer noch sehr. Es ist einfach sooo lustig, mit all den Studenten rund um die Uhr zusammen zu wohnen. Wenn man am Abend noch eine Runde Basketball spielen will, geht man einfach in den Turnsaal. Wenn man am Wochenende auf eine Party geht und sie ist langweilig, geht man halt 3 Häuser weiter und da ist schon die nächste. Wenn man um 12 in der Nacht Hausübung macht und man kennt sich nicht aus, klopft man einfach schnell wo an und fragt nach. In meiner Situation sitz ich da zwar am schlechteren Ende (da ich ja angeblich die Deutschexpertin bin), aber das ist ok so. Es ist hier sowieso üblich die Tür immer offen zu lassen. Und wenn sie dann eben zu ist, ist sie zu, und das wird dann auch respektiert. Das gefällt mir übrigens sehr gut und sagt auch meiner Meinung nach einiges über die Kultur aus. Genauso wie das Fehlen der Zäune um die Häuser. Auch sehr nett find ich, dass wir letzte Woche einen Sack Kondome ins Bad gelegt bekommen haben. Zuerst hab ich ja gedacht, dass den eines der Mädls vergessen hat und mich schon gewundert, was die wohl kommendes Semester so vorhat. Aber dann hab ich gesehen, dass da ein Pickerl draufklebt mit lieben Grüßen vom Health and Wellnesscenter, haha. Trotzdem werden sie da wohl liegen bleiben; es gibt nämlich am Campus ein paar Spaßvögel die durchgehen und mit Nadeln Löcher reinstechen.

Nicht ganz sooo nett…
…sind auch die Leute, die täglich mit ihren Autos an der Campus-Hauptstraße vorbeifahren und die Studenten beschimpfen. Aber die mögen halt irgendwie diese „Elite“ nicht (oder so irgendwas wurde uns gesagt). Die ersten paar Male hab ichs ja gar nicht verstanden was die da rufen, aber der Mittelfinger war dann doch ziemlich eindeutig. Naja, die vielen Eichhörnchen, die da vergnügt und völlig sorglos am Campus umherhuschen, machen diese negativen Kommentare wieder wett.

Das Namensproblem…
…hab ich übrigens immer noch nicht ganz in den Griff bekommen, allerdings eine gute Strategie entwickelt. Wenn nämlich jemand bei mir vorbeieilt und mir ein freundliches „Hey Anna“ herüber wirft, kommt ein doppelt so freundliches „Hey there“ in die andere Richtung zurück. Leider ist ja mittlerweile die Zeit abgelaufen, in der man noch nachfragen könnte. Da ich mit den Meisten auf täglicher Basis zu tun habe, käme es blöd wenn ich nach 2 Wochen plötzlich frage „What’s your name again?“ Also schau ich am Abend immer wieder auf Facebook nach wer mich in den letzten Tagen so geaddet hat und sortiere dann Namen zu Gesichtern. Ist ein bisschen wie Vokabeln lernen...

Mein Stundenplan…
…sieht im Moment übrigens so aus: In 4 Deutschkurse muss ich 1x pro Woche als Assistentin mitgehen. Zusätzlich leite ich 1x pro Woche den Stammtisch und 1x die Kaffeestunde; bei beiden Aktivitäten wird nur Deutsch gesprochen. Dann steh ich natürlich noch für Nachhilfestunden etc. zur Verfügung, soll die Wohnung dekorieren und sonstige social Events organisieren. Da ich selbst auch Kurse nehmen darf und es leider absolut nichts in Richtung Publizistik gibt, was ich mir je hätte anrechnen können, hab ich mich für Spanisch und für The Social History of Hip Hop entschieden. Beide Kurse sind sehr, sehr cool. Hört sich nach nicht viel an, aber die Arbeit hier ist auch nicht mit einer österreichischen Uni zu verlgleichen. Die Kurse finden 2-5x die Woche statt und es gibt IMMER Hausübung – lesen, Aufsätze schreiben, Projekte ausarbeiten, was weiß ich. Der „normale“ Student macht pro Semester 4-5 Kurse, keine Ahnung wie die das mit ihrem Sportprogramm, und etlichen anderen volunteer- und Freizeitaktivitäten unter den Hut bekommen. Viel schlafen tun sie jedenfalls nicht. Mein 3. Kurs ist eine Turnklasse. Eigentlich wollte ich Fechten ausprobieren, aber die Trainerin hatte leider einen Unfall und deswegen wurde dieser Kurs gecancellt. Dann hab ich mir Scuba Diving (Tiefseetauchen) angeschaut, aber dafür hätt ich mir zuviel Ausrüstung kaufen müssen. Ich hätte zwar dafür das Zertifikat bekommen, allerdings: Wann werd ich jemals wieder Tiefseetauchen gehen?? Golf war mir zu langweilig, Tennis ke(/a)nn ich schon, Bowling –pfff, da geb ich erst gar kein Kommentar ab. Bogenschießen hätt mich auch interessiert, aber da hab ich leider keine Zeit. Deshalb ist es jetzt das stinknormale Personal Conditioning geworden. Ist wahrscheinlich eh am Besten. Eigentlich ist der Kurs nur 3x in der Woche, aber ich hab meiner Trainerin gesagt, dass sie mir ruhig einen Plan für 5x die Woche erstellen kann. Dann gehen sich nämlich ein mehr Cookies aus, hihihi…

Oje oje, schon wieder so lang. Wird wohl auch in Zukunft bei der Menge bleiben. Aber wenn ich's mal schaffe mich hinzusetzen, dann will ich euch doch gleich ein bisschen mehr erzählen. Danke übrigens für die vielen guten Rückmeldungen auf meine Erscheinung im Dirndl. Und vielen lieben Dank, dass ich überhaupt soviele Nachrichten bekommen hab. Darüber hab ich mich riesig gefreut.
Kommende Woche stell ich dann endlich ein paar Fotos von Wooster und dem College online.

Bis in bälde,
eure Anna-Lena

Blog
Hallo ihr Lieben!
Ein Monat ist vergangen und es geht mir immer noch ausgezeichnet. Natürlich fehlt ihr mir ein bisschen, das muss ich schon zugeben. Aber ich hab mich hier richtig gut eingelebt und im Moment genieße ich einfach nur jeden Moment den ich hier sein kann.

Essen
Vorgestern hab ich ein paar neue Fotos hochgeladen. Wer sich das Album „Food“ ansieht, sollte mir am Ende des Jahres einen Award verleihen, wenn ich nicht kugelrund zurückkomm. Aber liebe Mami und lieber Papi, keine Sorge, vieles davon rühr ich nicht mal an weils mir eh nicht schmeckt (z.B. diese glacierten Donots). Und der Teller mit den 2 Muffins und dem Schokopancake war auch nicht von mir. Das wollt ich nur mal so klarstellen.

Sport
In Bezug auf Sport bin ich überaus motiviert. Mein Trainingsplan von meinem Coach gefällt mir gut und ist eine Mischung aus Cardio und Krafttraining 5x/Woche. Ich glaub das ist das erste Mal, dass ich mehrmals die Woche 45-50 Minuten nur Ausdauer trainier und es mir sogar Spaß macht. Manchmal steh ich sogar extra früher auf um eine Einheit vorm Frühstück einzulegen. Wer mich kennt weiß, dass das fast an ein Weltwunder grenzt. Aber ich hab ja meine liebe Agathe (franz. Sprachassistentin), die aufgrund der vielen Cookies (erst hier) zum sporteln angefangen hat und eine ausgezeichnete Trainingspartnerin ist. Außerdem geh ich 2x/Woche in Pilates, was mir auch sehr gut tut. Und in ca. 3 Wochen fangen dann die Super-Aerobics-Kurse an. Schwimmen war ich zwar immer noch nicht, aber ich hab mir immerhin schon einen Badeanzug gekauft, damit ich mir in meinem Strandbikini neben den ganzen Schwimmern hier nicht die Blöße geben muss.

Videos
Dann hab ich noch ein paar Videos hochgeladen. Unter anderem einen kurzen Ausschnitt von einer Rede des Dekans, in der er hervorhebt, dass Amerika nicht das einzige Land auf Erden ist (Surpriiise!) Das College ist bekannt für „Diversity and Global Engagement“ und die Studenten bekommen hier eine vielleicht nicht ganz so (stereo)typisch amerikanische Sichtweise auf die Welt vermittelt. „Global Awareness“ steht überall groß geschrieben und am Campus sind wirklich alle Hautfarben und ein ganzer Haufen an Nationalitäten vertreten.

Meine Arbeit und mein Leben als College-Studentin
Einige von euch haben mich gefragt wie mir meine Arbeit hier gefällt und wie sie sich meinen Alltag vorstellen können. Es variiert. Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag bin ich eigentlich fast den ganzen Tag eingespannt, sowohl mit meinen eigenen Klassen, als auch mit den Deutschstunden und -aktivitäten. Dafür ist der Donnerstag eher ruhig. Abends finden oft Comedy-Nights, Musikveranstaltungen, Vorträge, Ausstellungen, etc. statt. Meistens geh ich auch zu den Kaffeestunden vom Französisch- und Spanischdepartment (wo nur Französisch und Spanisch gesprochen wird) und hin und wieder veranstalte ich deutsche Filmabende. Meine Arbeit besteht jedenfalls hauptsächlich aus: 4x/Woche in den Deutschunterricht mitgehen, Teile von Diplomarbeiten korrigieren, Tests verbessern, Studenten Nachhilfe geben, Stammtisch und Kaffeestunde organisieren (da hab ich natürlich gleich Gugelhupf gebacken), Filmabende und sonstige Events veranstalten (diesen Sonntag werden wir z.B. nach Columbus aufs Oktoberfest fahren). Im Übrigen genieße ich es sehr, sowohl Staff als auch Studentin zu sein. Dank meines offensichtlich kindlichen Aussehens (ich wurde bisher noch nicht älter als 20 geschätzt), kann ich mich hervorragend unter die Studenten mischen und gehe zu 100% in dieser Rolle auf, haha. Immerhin wohn ich, studiere ich und feiere ich natürlich nur mit Studenten. Da ich ja aber auch für das College arbeite, bin ich gleichzeitig auch Staff und darf daher ebenfalls alle Vorteile der Professoren genießen, wie z.B. diverse Ermäßigungen, Einladungen zu Department-Dinners, usw.

Academics
Den heutigen Blog wollte ich außerdem ein bisschen dem Studieren und dem Service, der Studenten hier geboten wird, widmen. Es begeistert mich einfach immer wieder aufs Neue. Letzten Mittwoch war ich, zum Beispiel, bei einem Filmabend. Der Film hieß „Towelhead“ und war Teil einer Filmreihe zum Thema Rassismus und Religionen, mit Schwerpunkt auf den mittleren Osten (war aber ein Spielfilm, keine Doku). Er wurde um 19 Uhr im Hauptgebäude in einem Klassenzimmer gezeigt; für einige Studenten einer Sociology-Klasse war er verpflichtend, aber jeder andere war ebenfalls herzlich willkommen. (Solche Aktivitäten gibt’s übrigens ständig. Zur Zeit läuft gerade eine Vortragsserie über „The Americas“ und eine Ausstellung, Vorlesungen und Filme zum Thema Holocaust und Nazis.) Danach gab's für alle Pizza (was denn auch sonst?!) und Getränke. Und dann wurde der Film ca. 1 Stunde lang diskutiert. Ich finde das einfach enorm cool, dass es so ein großes Angebot an akademischen „Freizeitaktivitäten“ gibt. Natürlich wäre es in Wien was anderes. Da könnte man nicht einfach im Trainingsanzug rüberhatschen. Es ist halt alles so einfach am Campus, weil akademisches, sportliches, und Freizeitleben alles auf einem Fleck ist. Aber genau darum geht’s mir auch. Das Campusleben hat schon seinen Sinn. Agathe hat richtig gesagt, dass es hier die perfekte Umgebung ist um sich fortzubilden – „it’s the perfect place to develop your mind.“ Und das nehmen die Studenten auch wahr. Wenns heißt am Mittwoch Abend gibt’s einen verpflichtenden Filmabend meckert niemand herum. Und natürlich ist auch die Atmosphäre eine andere. Also ich weiß nur, dass ich es es in Wien so gut wie möglich vermieden habe, einen Professor „zu stören“ um mich mit ihm zu unterhalten. Eine kurze Frage nach dem Seminar – ok. 10 Minuten in der Sprechstunde über die Diplomarbeit sprechen – gerade noch ok . Aber das wars. Und ja nicht allzu viel fragen. Immer allerhöchsten Respekt zeigen und auf keinen Fall in irgendeiner Weise korrigieren oder auf etwas hinweisen. Natürlich gibt’s hie und da Ausnahmen. Aber ich glaub die meisten von uns wissen was ich meine. Niemand hat Zeit und niemand hat Interesse. Und hier ist das einfach nicht so. Hier klopf ich kurz an die Tür von meinem Professor und will ihn nur kurz was fragen, ihn ja nicht zulange aufhalten. Und was macht er? Er bittet mich herein, ich soll mich doch hinsetzen und ihm von mir erzählen. Und er macht Witze! Und es ist einfach soviel einfacher aufzupassen und mitzuarbeiten. Außerdem, und das macht für mich einen Riesenunterschied, sind die Einheiten hier nur 50 Minuten. Ich war noch nie so konzentriert im Unterricht wie hier.

So, Schluss mit der Lobesrede. Vielleicht sieht der eine oder andere von euch die Dinge anders, aber das ist halt meine Meinung. Ich muss aber auch dazu sagen, dass generell der Zeitaufwand ein ganz anderer ist. Alle Studenten sind hier wirklich Vollzeitstudenten. Vormittags (bis irgendwann nachmittags) haben sie Unterricht, dann Sport und sonstige Engagements und am Abend wird dann bis in die Nacht gelernt, vor allem auch weil es für jede Klasse jedes Mal Hausübung gibt und das Wissen ständig mit Tests überprüft wird. Gestern war ich bis um 1 Uhr in der Bibliothek und sie war voll. Also der Schlafmangel ist natürlich ein übler Beigeschmack und wird im Moment von vielen Studenten mit Verkühlungen ausgebadet.

Nagut, das wars dann wieder mal. Es gilt wie immer: vielen lieben Dank für eure persönlichen Nachrichten! Auch wenn ich manchmal ein bisschen länger für eine Antwort brauche, freue ich mich sehr von euch zu hören!

Allerliebste Grüße,
Anna-Lena


5.September 2011
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Haaalllooo!
Es tut mir sehr leid, dass ich jetzt so lang nichts mehr von mir hab hören lassen. Aber ich werd versuchen, die wichtigsten bzw. lustigsten Ereignisse der letzten Wochen kurz zusammenzufassen.

Nachdem ich vorletzte Woche 2x verschlafen und mich 3x aus meinem Zimmer ausgesperrt hab, wusste ich, dass es Zeit für eine kurze Pause ist. Also sind Agathe und ich über die Herbstferien für 3 Tage nach Chicago gefahren. Die Anreise war etwas mühsam, da wir 2,5 Stunden am Abend im windigen Cleveland auf den Bus warten mussten. Dafür haben wir den vollen Fahrpreis rückerstattet bekommen. Immerhin. Auch mit der Unterkunft haben wir uns Geld gespart. Da wir das ganze viel zu kurzfristig geplant hatten, waren alle Hostels und billigen Hotels leider schon ausgebucht. Also haben wir uns im Internet auf die Suche gemacht und eine Seite entdeckt, auf der Leute ihre Zimmer privat vermieten. Ja, hm....wo sind wir gelandet? In einem Drecksloch! Es war zwar ein nettes Häuschen, das sich ein paar junge Leute geteilt haben, aber geputzt dürften die seit ihrem Einzug nicht mehr haben. Und Gott weiß, wann der war. 3 Katzen gab’s auch. Ich bin nur froh, dass ich keine Allergien gegen Staub und Katzenhaare hab. Und dass ich noch nie zimperlich mit Dreck umgegangen bin. Trotzdem war's echt grauslich!

Abgesehen davon, war es aber ein unglaublich cooler Kurztrip. Ich sag nur: Screw San Francisco, Chicago ist meine neue Lieblingsstadt :) (Haha, ob das wohl so weiter geht?) Nein, aber wirklich, Chicago ist so eine schöne, saubere, in jeder Hinsicht vielfältige, aber auch so unheimlich ruhige und friedvolle Stadt (im Gegensatz zu NYC zum Beispiel); wir sind die 3 Tage gar nicht mehr aus dem Schwärmen rausgekommen. Außerdem hatten wir endlich wieder mal Bars, Clubs, Restaurants, Geschäfte, Theater, Kinos und sonstige zivilisatorische Einrichtungen um uns. Unter anderem, waren wir zum Beispiel (mit sehr guten Restplatzkarten) bei einer Comedy Show in der „Second City“, einem der berühmtesten Comedy Clubs, der u.a. viel mit Saturday Night Life in Verbindung gebracht wird. Mehr Eindrücke könnt ihr euch dann selbst von den Fotos machen.

Was ist sonst noch so am Campus passiert…

• Falscher Feueralarm um 2 in der Nacht
Obwohl es zu Beginn ein bisschen furchterregend war, da die Nacht davor tatsächlich ein Haus abgebrannt ist, war das Bild göttlich: ein Haufen College Girls in ihren Pyjamas mitten in der Nacht vor dem Haus versammelt und rundherum die großen, starken Feuerwehrmänner haha…
Leider (den Umständen entsprechend) hatte ich keinen Fotoapparat dabei.
(Note to myself: das nächste Mal Computer und Dokumente mitnehmen. Ich bin natürlich sofort ohne irgendwas abgeposcht weil ich's so aufregend gefunden hab.)

• Ich hab meinen ersten Schnell-Ess-Wettbewerb gesehen.
Hier am Campus. 5 Burschen – jeder 3 Cheese Sandwiches gefüllt mit gebackenen Mozzarellasticks, Cheddar Cheese und Swiss Cheese = 1 pound of cheese.
Und wieder leider keine Kamera dabei.

• Ich hab’s tatsächlich geschafft, mich in den Finger zu „tuckern“. Also die Klammer war drin. Ganz.

• Das Unterrichten macht mir wirklich Spaß. Im Gegensatz zu den Language Assistants der letzten Jahre, musste ich schon einige Einheiten übernehmen, da die Professoren diesmal viel auf Konferenzen unterwegs sind. Und mir sind die Hände mit dem Stoff schon recht gebunden, aber ich versuch zumindest die Materialien so lustig/interessant wie möglich zu gestalten, da ich mich ja gut in die Studenten hineinversetzen kann. Feedback war bis jetzt super. Ich glaub es hilft, dass ich am Wochenende das ein oder andere Bier mit ihnen trink und hin und wieder deutsche Rapper in den Unterricht einbau. Ich bin immer noch der Meinung, dass Freundschaft, Charme und eine lockere Atmosphäre die besten Botschafter einer Kultur sind. Und die Grammatik wollen sie sowieso lernen. Die Streber.

• Und zuguterletzt: Cookie-Cups. Chocolate Chip Cookies in Cupcake Form, mit Frosting natürlich. Mehr sag ich gar nicht. Gott sei Dank gibt’s die nur in Chicago. Eins davon hat mein Mittagessen ersetzt. Trotzdem: Cookie-Cups!!! Wie cool ist das bitte?!

Tja, und dann noch die Aussage des Monats, die mir tiefen Einblick in die amerikanische Kultur gegeben hat:

Ein amerikanischer Freund von mir, dessen Eltern aber beide aus El Salvador sind (er ist also ein Latino-Ami), und ich unterhalten uns über Hautfarben, Rassismus, etc. Und da sagt der doch glatt zu mir: „...Yea, you’re not white though!“ Hahaha, really???! Das ist mir aber neu. Jedenfalls hab ich da begonnen mich ein bisschen mehr mit den interessanten und stark verankerten Sichtweisen, die hier immer noch zwischen schwarz/latino und weiß bestehen, zu beschäftigen. Ein bisschen was lern ich davon ja auch in meinem Hip-Hop Kurs. Wirklich Weiße dürften für Immigranten-Amis nur weiße Amis sein. Zusätzlich dürfte dieser Terminus die ganze Ladung an Geschichte mit sich tragen. Europäer zählen da aber ironischerweise nicht dazu. Agathe hat mir ein paar Tage später erzählt, dass sie eine afroamerikanische Freundin danach gefragt hat und diese gesagt hat: „Ya, when I first saw you, I thought of you as just another ‚white girl‘. But when you first said something and I could hear you having a French accent you changed to being a ‘French girl’.

So, diesmal war's wohl nicht ganz so lang. Aber Halloween is coming up und da wird's dann wieder ein bisschen was zu berichten geben. Ich geh übrigens als Rotkäppchen :) In diesem Falle kann mir auch niemand meine Flasche Wein wegnehmen, die ich demonstrativ ohne braunen Papiersack auf offener Straße in meinem Korb haben werde!!!
Am Freitag fahren wir davor aber noch zur Einstimmung ins Gefängnis wo "The Shawshank Redemption" gedreht wurde. Für all jene, die den Film nicht gesehen haben: es ist eines der bekanntesten Gefängnisse der USA, wurde 1990 aber geschlossen. Irgendwie sind dort über 200 Menschen gestorben und es dürfte geschichtlich nicht uninteressant gewesen sein. So genau weiß ichs jetzt auch nicht, muss das mal nachlesen. Jedenfalls ist es angeblich allein tagsüber schon ziemlich spooky. Aber mutig wie wir sind, machen wir gleich mal eine "haunted" Tour (also so eine Geister-Erschreckungs-Tour) in der Nacht. Is ja nicht so, dass ich an Geister glaub oder so...

Schicke ein dickes Bussi über den Ozean!

P.S. An alle, die letztes Jahr mit mir gelitten haben: Ich wurde mit dem "Students Award" ausgezeichnet, der jedes Jahr von der Anglistik an Studenten mit hervorragenden Leistungen vergeben wird. Die Laudatio werd ich wohl leider verpassen, außer ich verschieb’s auf’s nächste Jahr (das wurde mir nämlich angeboten), aber ich fühl mich natürlich trotzdem geehrt. Hat sich die Diplomarbeit also doch wer angeschaut... :)

25.Oktober 2011
Lang, lang ists her…
…als ich euch das letzte Mal vom Geschehen hier berichtet hab. Aber soviel es auch zu Beginn zu erzählen gab, ist hier nun endgültig der Alltag eingekehrt, weshalb sich meine Berichte wohl automatisch ein wenig reduzieren. Mal sehen, was gibt’s zu erzählen…

Zuallererst finde ich, dass es an der Zeit ist, nun auch mal die etwas negativeren Aspekte zu beleuchten. Am Anfang war ja immer alles Sonne, Wonne, Eierkuchen. Und mir geht es hier immer noch ausgezeichnet, allerdings will ich nicht immer nur das Beste vom Besten hervorheben, sondern das Ganze auch mal ein bisschen kritischer betrachten.
1. Das Essen in der Kantine ist viel ungesünder, als ich es mir zu Beginn gedacht hab. Also das offensichtlich Ungesunde hab ich ja von Anfang an gemieden, aber mit der Zeit kommt man eben auch auf andere Dinge drauf. Zum Beispiel wird mit unglaublich viel Fett gekocht, sodass auch harmlose Gemüsepfannen zum Fettmacher werden. Außerdem kommen auch immer wieder Farbstoffe, Geschmacksverstärker und Co. zum Einsatz. Wirklich Gedanken hab ich mir erst vor ein paar Wochen gemacht, nachdem ich trotz täglichem Workouts immer noch zugenommen hab. Aber ich glaub ich hab noch rechtzeitig die Kurve gekratzt.
2. Dieses strikte Alkoholverbot unter 21 und das „kein Alkohol in der Öffentlichkeit“ geht mir auch schon sehr auf die Nerven. Vor 3 Wochen hatten wir hier eine Culture Show, bei der verschiedene Gruppen von Kulturen etwas aufführen konnten (siehe Fotos). Die russische Gruppe wollte irgendetwas machen, wofür sie eine leere (!!) Vodkaflasche auf der Bühne verwenden wollten. Ging nicht. Dann hat die Sprachassistentin vorgeschlagen, dass sie eben das Etikett runternehmen. Ging trotzdem nicht. Come on people! Das ist Theater! Meine Güte!! Außerdem müssen sich hier 20-jährige (!!!) Sorgen machen, wenn sie mal wo gemütlich ein Bier trinken. Was ist da schon dabei? Aber Campus Security (und hin und wieder auch die Polizei) sind da echt ständig auf der Lauer jemanden zu erwischen. Ist mir unbegreiflich und macht mich ziemlich sauer. Genauso wie, dass man überall nur verdünnte Spirituosen bekommt. Warum? Ist ja trotzdem Alkohol. Schmeckt einfach nur grindig. Ich versteh’s nicht. Hört sich vielleicht jetzt so an, als wär ich Alkoholikerin, aber mir geht’s da einfach um’s Prinzip.
3. Naja, und das Kleinstadt- bzw. Campusleben wird mit der Zeit auch ein bissl eng. Aber das wusste ich ja schon von Beginn an, dass ich da als Großstadtmädl ein bisschen zurückstecken muss. Wirklich schlimm für uns ist allerdings nur, dass wir uns tatsächlich nicht fortbewegen können. Wir haben kein Auto, es gibt keine Busse und Taxis sind teuer.
Sonst gibt’s allerdings nichts zu beklagen 

Vor 2 Wochen war also International Education Week. Für mich gab’s da natürlich sehr viel zu tun.
Zuallererst bin ich in eine High School gegangen und hab für 2 Klassen eine Präsentation über Österreich gehalten. Ich war auf’s Schlimmste vorbereitet. Viel Ahnung hatten sie zwar nicht, aber es war auch nicht allzu katastrophal. Ein Schüler hat sogar Sigmund Freud auf einem Foto erkannt. Naja, und gut, dass es den Arnie gibt. So hat jeder zumindest schon mal von Österreich gehört. Die Frage nach Australia und Kängurus ist bis jetzt daher noch nicht vorgekommen.

2 Tage später war unsere Culture Show. Gott sei Dank hatte ich ein paar ganz, ganz tolle und liebe Deutschstudenten, die sich als großartige Schauspieler entpuppten. Somit haben wir ohne viel zu proben ein 10-minütiges Aschenputtel aufgeführt, inklusive Wienerwalzer-Ballszene und abgeschnittenen Zehen. Und Hollywood-Disney-Version Fairy Godmother gab’s auch keine. Ist super beim Publikum angekommen.

Ein paar Tage später gab’s dann noch einen Cultural Bazaar, bei dem alle internationalen Studenten einen Stand hatten, an dem sie ihre Kultur repräsentieren konnten (siehe Fotos). Ich hab ein kleines Quiz über Österreich und alle deutschsprachigen Länder vorbereitet, ein paar Kuchen gebacken und Bilder hergezeigt. Die Antworten auf das Quiz waren zum Teil erschreckend, aber dafür bin ich ja da – um ein paar Infos zu verbreiten, die die Amis sonst leider nicht so vermittelt bekommen. Und interessiert sind sie ja. So versuch ich einfach durch soviel Interaktion wie möglich, den Leuten klarzumachen, dass man in Österreich zwar Deutsch (und nicht „Austrian“) spricht, wir aber ein separates Land sind!! Und dass sich kein Mensch um dieses blöde „Sound of Music“ kümmert. Und ich glaub es wissen mittlerweile immerhin die meisten meiner Freunde und Bekannten hier, dass Wien die Hauptstadt ist, wo Österreich liegt und welche Marken und bekannte Personen aus Österreich kommen. Apfelstrudel, Linzertorte und Gugelhupf haben sie auch schon alle probiert. Und am Wochenende hatten wir in der Suite sogar eine kleine Advent-Party, für die wir Glühwein, Erdäpfelsalat, Liptauer (so guts halt ging, mit Cream Cheese) und Lebkuchen gemacht haben. Und wir haben dafür sehr, sehr viele Komplimente bekommen.

Soda, zum Schluss kann ich euch noch ein bisschen von Thanksgiving berichten. Untertags war ich zum Frühstück und Mittagessen (das hier normalerweise so zwischen 2 und 4 stattfindet und „Dinner“ genannt wird) bei meiner Gastfamilie hier in Wooster eingeladen. Das Essen war seeeehr gut!! Meine Gastfamilie ist sehr nett und bemüht, auch wenn es Leute sind, mit denen ich sonst wahrscheinlich nur wenig zu tun hätte. Aber sie sagen mir immer wieder wie sehr sie meine Herkunft interessiert und wie gern sie mit mir zusammen sind, also bemüh ich mich halt auch. Am selben Tag sind Agathe und ich dann noch zu einem Freund (Nikola) nach Pittsburgh gefahren. Und das war dann gleich mal ein bissl ein Schock…das Haus, die Familie…ich hab mich gefühlt wie in O.C. California. Die Feier war bei seinem Onkel zuhause. Die Familie ist riesengroß, es waren sicher 30 Leute oder so da. Er hat glaub ich 8 Cousinen und eine Schwester, eine hübscher als die andere – superdünn, topgestylt, Wahnsinn. Aber seine Mama und Onkeln haben sich rührend um uns gekümmert, sodass wir uns nicht allzu „out of place“ vorgekommen sind.

Nach ein paar Stunden sind wir dann um Mitternacht zum Black Friday Shopping gefahren. Für diejenigen, die davon noch nicht gehört haben -> die Nacht von Thanksgiving (=4.Donnerstag im November) auf Freitag ist der Startschuss zum Komsumrausch für die Weihnachtsgeschäfte. Manche Shopping Malls öffnen ihre Türen bereits um Mitternacht, andere „erst“ um 4 in der Früh. Tja und dann wird eben eingekauft bis zum Umfallen. Die Angebote sind wirklich unglaublich, viele Geschäfte haben das gesamte reguläre Sortiment um -40%/-50% billger, aber eben nur in dieser Nacht und am Freitag. Deshalb kanns schon vorkommen, dass man Leute findet, die schon Stunden davor ihre Campingstühle aufstellen und Schlange stehen. Einen Fall in Kalifornien gabs, wo sich eine Frau mit Pfefferspray den Weg durch die Menge gebahnt hat. Angeblich werden auch immer wieder Menschen zu Tode getrampelt. Amerikanische Konsumkultur wie sie leibt und lebt. Und das am selben Abend von einem Feiertag, an dem man einfach nur dankbar sein soll für das, was man hat, und an dem man sich auch keine Geschenke macht. Naja. Für dieses eine Mal wars trotzdem lustig.

Die darauffolgenden Tage haben wir dann eben bei Nikola und seiner Familie verbracht, uns ein bisschen Pittsburgh angesehen, relaxt, einmal waren wir Eislaufen, usw. Waren sehr erholsame Ferien. Tja, und nächste Woche geht’s dann los, auf unsere 1-monatige Reise. Die ersten paar Tage verbringen wir in Washington D.C., wo unsere Fulbright Mid-year-conference stattfindet. Flug und Hotel wird uns gezahlt. Danach fahren Agathe, eine andere Fulbrightlerin aus Vorarlberg und ich weiter nach Philadelphia. Weihnachten werden wir in NYC verbringen. Danach weiter hinauf nach Boston und über Silvester sind wir dann bei Agathes Cousine in Montreal. Was wir dann die letzten 1,5 Wochen machen wissen wir noch nicht so genau. Wird spontan geplant.

So, und weil ich jetzt schön langsam zu einem Ende kommen sollte, wünsch ich euch allen noch einen wunderbaren Advent! Und dann natürlich auch frohe Weihnachten, erholsame Feiertage und einen guuuuuten Rutsch!

Eure Anna-Lena

8.Dezember 2011
Liebe Alle!
Ich melde mich zurück aus der Winterpause. Dieser Bericht ist jetzt schon seit gut zwei Wochen in meinem Laptop gespeichert gewesen und ich habs einfach nicht und nicht geschafft ihn fertigzuschreiben. Deswegen muss ich euch leider ankündigen, dass das vorerst mein letzter sein wird. Ich merk einfach, wie es mich gedanklich belastet, den Blog immer im Hinterkopf zu haben und trotzdem nicht dazukomme, regelmäßig etwas online stellen. Mit Vielen von euch bin ich ja zusätzlich auch persönlich in Kontakt, was mich superfreut, aber einfach sehr zeitintensiv ist. Keine Sorge, es werden noch einige Fotos von den vergangenen 2 Monaten nachkommen, aber dann mach ich mal eine offizielle Pause.

Vor einer Woche (Einschub: mittlerweile also schon 3 Wochen) hat das zweite Semester begonnen und ich bin gut erholt und bestens gelaunt zurück in meiner geliebten Wooster Bubble. Ich hab die Ferien wirklich in vollen Zügen ausgekostet.

Am 14.Dezember ging’s los auf die Fulbright-Konferenz nach Washington DC.
440 Sprachassistenten aus 52 Ländern, insgesamt 30 verschiedene Sprachen. Flug und Hotel (Hyatt, 4 Nächte) wurde alles von Fulbright gezahlt. Das Hotel war grandios, genau wie das Essen. Die Konferenz an sich war etwas anstrengend, nicht zuletzt, weil ich mit durchschnittlich 4 Stunden Schlaf auskommen musste. Wie die meisten anderen auch, war ich natürlich überaus begeistert, dass ich mich endlich wieder mal frei in einer Großstadt bewegen konnte. Meine besten Freunde waren überraschenderweise wieder mal die Deutschen, an die ich mich permanent als einzige Österreicherin angehängt hab. Somit haben wir auf unsere eigene Art und Weise Diplomatenarbeit geleistet und das Verhältnis und etliche Vorurteile zwischen Österreichern und Deutschen ein bisschen verbessert. Sie haben mich glaub ich genauso ins Herz geschlossen, wie ich sie, und wir werden uns sicher irgendwo wieder als Gruppe treffen. Washington DC hat mich übrigens nicht sooo umgehauen. Das Studenten- und Shoppingviertel Georgetown ist superschön, aber wenn man nicht gerade der größte Fan von Museen, Monumenten, Politik und Geschichte ist (oui, c’est moi), ist die Stadt furchtbar fad!

Danach gings weiter nach Philly,
das genaue Gegenteil von DC; lebendig, bunt und abwechslungsreich. Wir haben die Unterkunft wieder mal über AirBnB gebucht (ähnlich wie Couchsurfing, nur muss man dafür bezahlen) und bei einem sehr netten alten Ehepaar gewohnt. Ursprüunglich haben wir mit AirBnB nur angefangen, weil wir nirgends billige Hostels gefunden haben, aber mittlerweile sind wir zum echten Fan geworden. So können wir einerseits immer einen Blick ins Private von Locals erhaschen, und andrerseits uns auch gleich Tipps von ihnen holen. In diesem speziellen Falle hatten wir noch dazu das Glück, dass der Mann früher als Koch gearbeitet hat und uns deshalb jeden Tag ein 5-Sterne-Frühstück aufgetischt hat, inklusive Brioche, Vollkornbrot, Apfelkuchen, Nussschnecken, Omlett, Muffins und Marmeladen – ohne Ausnahme alles selbst gemacht. Da ich immer noch begeistert war in einer Großstadt unterwegs zu sein (und noch dazu in so einer schönen), bin ich 3 Tage lang von Früh bis spät unterwegs gewesen. Außerdem ist noch zu erwähnen, dass in Philadelphia die freundlichsten Menschen auf Erden zu leben scheinen. Ob Busfahrer, Verkäufer oder Geschäftsmann am Weg zur Arbeit – jeder scheint immer für ein kleines Pläuschchen zu haben zu sein. Einmal ist sogar ein Radfahrer extra umgekehrt um uns zu fragen ob er uns helfen kann, als er gesehen hat, dass wir einen Stadtplan in der Hand hatten.

Danach gings weiter nach NYC,
wo wir auch Weihnachten verbracht haben. Am 23. hat mich leider ein bisschen das Heimweh eingeholt, nachdem ich in einem sehr authentischen österreichischen Kaffeehaus vorbeigeschaut hab und dann an der Upper East Side einen Feinkostladen entdeckt hab, der unglaublich gutes, europäisches Essen hatte. Mir fehlt es mittlerweile immer mehr, einfach in einen Supermarkt gehen zu können und frische, qualitativ hochwertige Zutaten täglich zur Verfügung zu haben. Am 24. In der Früh, hab ich dann Gott sei Dank ein langes Skypegespräch mit meiner Family eingelegt und danach hat alles schon wieder viel besser ausgeschaut. Den Rest des Tages hab ich mit durch-die-Gegend-schlendern verbracht. Da mir der Touristenandrang am Timessquare und in anderen Touri-Gebieten viel zu stressig war. Und da ich ja sowieso schon mal in NY war und Vieles schon kannte, hab ich mich in etwas ruhigeren Bereichen der Stadt aufgehalten, wie zB bei der Columbia-Uni. Am Abend haben Agathe, ihre Mama und ich ein gemütliches Essen in ihrem gemieteten Apartment in Brooklyn gehabt.

Wieder einmal eine großartige Kirchenerfahrung
Und am 25. in der Früh sind wir in eine Kirche in Harlem gegangen weil wir uns den Gospel anhören wollten. Wie ihr mich kennt, war der Gospel wirklich meine einzige Motivation in die Kirche zu gehen! Und wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, war ich überaus erfreut herauszufinden, dass ich das volle Drama-Programm einer Messe an Weihnachten von African-American Superbaptisten miterleben durfte. Spätestens als die erste Frau die Metapher des Predigers von einer Geburt wortwörtlich genommen hat (was genau die Leute gebären sollen hab ich nicht so ganz verstanden), kam ich mir doch äußerst fehl am Platz vor. Und als sie dann mit Taschentüchern durch die Reihen gegangen sind, weil alle so verzweifelt und erleichtert geschluchzt haben, war ich kurz davor aufzustehen und draußen zu warten. Aber immerhin war ich eine offensichtliche Touristin (und weiß noch dazu) und immerhin zugast in dieser Kirche. Deswegen hab ich mich beherrscht und bin brav bis zum Ende sitzengeblieben.

In Boston
haben wir dann natürlich Pflichtprogramm Harvard gemacht (sehr beeindruckend!), waren aber schon so erschöpft von den letzten Wochen Sightseeing, dass wir uns schlussendlich einfach in einen Sightseeing-Bus gesetzt haben und uns durch die Stadt kutschieren haben lassen. Dies hatte auch den großen Vorteil, dass die guten Busfahrer meist pensionierte Opas waren, die in ihre Stadt verliebt waren und hundert Anekdoten auf Lager hatten; war also überaus interessant. Die Stadt ist superschön (historisch, sauber, sicher,...) und es ist beeindruckend wieviele Unis und Colleges es auf einem Fleck geben kann.
Der Applestore macht dort übrigens die größten Umsätze. I wonder why :)

Dann folgte eine Woche Montreal,
in der wir endgültig streichfähig waren. Gott sei Dank konnten wir bei Agathe’s Cousine wohnen. In Montreal haben wir zum ersten Mal Eiseskälten dieses Jahr erlebt, ansonsten gibt es aber nichts Besonderes über diese Stadt zu erzählen.

Weiter ging’s nach Quebec City,
wieder ein absolutes Highlight. Im Durchschnitt zwar -15 Grad, dafür aber auch unendlich viel Schnee. Quebec ist eine total süße, kleine Stadt und so verschneit mit den ganzen lieben Leuten, hat sie einfach einen ganz besonderen Flair. Der große Vorteil von Canada war es außerdem, endlich wieder einmal qualitativ hochwertiges Essen als selbstverständlich ansehen zu dürfen. Was mir noch sehr gefallen hat war, dass es, so wie bei uns oder in den USA Basketballplätze, überall Eishockeyplätze frei zugäganglich für jedermann gibt.

Mein letzter Stopp war Toronto,
ebenfalls wieder keine außergewöhnliche tolle Stadt. Allerdings hab ich endlich wieder mal meine liebe Freundin Becky getroffen und mit ihr meinen letzten Shopping-Kaffeehaus-Restaurant-Bar-Tag in einer Großstadt verbracht – etwas, was unbedingt notwendig war, bevor ich den Rücktritt in meine Wooster-Bubble angetreten bin.

So, und jetzt bin ich wieder da und überaus froh darüber. Mittlerweile ist leider schon das letzte Drittel angebrochen, was mich richtig traurig macht. Es sind mir einfach zuviele Leute hier ans Herz gewachsen, und zu wissen, dass ich viele davon nie mehr wieder sehen werde, geht mir sehr nahe. Der Campus - mit der Kantine, in der man einfach immer irgendwen trifft, den Klassenzimmern, die gleich auf der anderen Straßenseite sind, der Bibliothek, in der es bis 2 Uhr nachts Study sessions gibt, dem Fitnesscenter, in dem ich mich auch 10 Uhr abends noch schnell auspowern kann, den Study Break-Veranstaltungen (Lagerfeuer und S'mores, Bastelabend, Karaoke Night,...) im Haupgebäude, und den mittnächtlichen Treffen mit den Mädls im Studentenheim - ist mittlerweile zu meinem zuhause geworden.
Es steht außer Frage, dass ich mich unendlich auf Wien freue, aber wie das Leben so spielt, gibt es WIEDER EINMAL ein lachendes und ein weinendes Auge.

So the bad news is, time flies. But the good news is, I’m the pilot!

Bis bald meine Lieben!



6.Februar 2012
Halli Hallo!
Entgegen meiner Voraussage, dass ich keinen Blogeintrag mehr schreiben werde, hab ich mich nun doch dazu entschlossen nochmal was online zu stellen bevor die letzten 6 Wochen und der Endsemesterstress beginnen. Im Moment ist nämlich gerade Spring Break und da wir zwischendurch immer wieder sehr viel Zeit auf Flughäfen und in Bussen verbringen, nutze ich so die Zeit um euch wenigstens ein bisschen am Laufenden zu halten. Es hat mich sehr gefreut, dass sich ein paar Leute „beschwert“ haben, dass ich den Blog vorübergehend auf Eis gelegt hab. Also bittesehr.

Die letzten 2 Wochen vor der Spring Break waren wieder einmal ziemlich crazy. Da ich dieses Semester auch meinen 2.Kurs offiziell belege (und nicht nur auf Zuhörerbasis) und viel mehr aktiv in den Deutschunterricht einbezogen werde (und somit auch mehr selbst vorbereiten muss), komm ich recht wenig zum Schlafen. Immerhin will ich weder den Sport noch meine sozialen Kontakte reduzieren. Deshalb werden diese 2 Wochen umso mehr genossen. Wenn ich zurückkomm, warten nämlich nicht nur die üblichen Verpflichtungen auf mich, sondern auch noch die Herausgabe des Deutschmagazins und eine Abschlussarbeit. Dann noch Abreise vorbereiten, letzte Reise planen, etc. Ja, 6 Wochen noch…

Letzten Freitag sind wir also von Ohio nach New Orleans geflogen um dort 4 Tage die Stadt und Umgebung zu erkunden. Agathe und ich haben diesmal Gott sei Dank wieder bei einem Couchsurfer wohnen können. Am zweiten Abend haben sich dann noch 2 Deutsche dazugesellt. Zuerst war ich von denen ziemlich genervt, da diesmal ein bisschen mehr von diesem typischen Konkurrenzkampf zwischen Österreichern und Deutschen zum Vorschein gekommen ist, als mit meinen anderen deutschen Freunden hier. Irgendwie hab ich mich so gefühlt, als müsste ich ständig meine Sprach und Kultur verteidigen. So wollte mir der eine zum Beispiel nicht glauben, dass „Frikadellen mit Salzkartoffeln und Erbsen“ nicht unbedingt unser Nationalgericht sind, oder es zumindest noch andere/bessere Beispiele gibt. Und dass Österreich für seine vielen Komponisten bekannt ist, daran hat er vorerst auch gezweifelt. Aber wir sind freundlich miteinander geblieben und haben im Endeffekt sogar eine richtige Gaudi gehabt. Da die 2 mit Auto unterwegs waren, sind wir auch einmal auf eine etwas außerhalb liegende Sugarcane plantation gefahren, wo wir einen sehr schönen sonnigen Tag verbracht haben und einiges über das südliche Plantagenwesen im 19. und Anfang 20.Jahrhundert gelernt haben.

Agathe und ich haben an den restlichen Tagen wieder mal Power-Sightseeing betrieben und waren pro Tag gut 8 Stunden zu Fuß unterwegs. Gott sei Dank haben wir fast immer die gleichen Vorstellungen was uns interessiert oder wie wir gerne unseren Tag verbringen würden. Auch New Orleans ist wieder mal zu einem absoluten Highlight geworden. Hätten wirs nicht besser gewusst, hätten wir gedacht, wir wären irgendwo in der Karibik oder in Lateinamerika gelandet. Abgesehen von manchen Wohngebieten, die architektonisch einfach danach aussahen, war die Atmosphäre in der ganzen Stadt eine komplett andere als im Rest der USA. Vieles damit hat sicher damit zu tun, dass es plötzlich erlaubt ist auf der Straße Alkohol zu trinken und in den Bars zu rauchen. Somit wird dieses absolute Tabu von Alkohol schon mal eliminiert. Leider wird das Zentrum aber auch genau aus diesem Grund völlig uninteressant, da es von betrunkenen Saufproleten überlaufen ist. Dennoch, die Musikkultur ist natürlich ein Wahnsinn. An einem Abend haben wir zum Beispiel eine Brassband in einer Bar gesehen, die letztes Jahr einen Grammy bekommen hat.

Am Mittwoch gings dann weiter in den Süden. Nach 15 Stunden Busfahrt* sind wir in Orlando angekommen. Agathe wollte unbedingt Disneyworld sehen. Mir war das zwar keine 90 Dollar wert, aber allein wegen dem Hotel, in dem wir gewohnt haben, hat es sich schon gelohnt herzukommen. Da es sowieso am Weg lag, war es auch kein Umweg und so haben wir für eine Nacht mit unseren 2 anderen Sprachmädls in einem superschönen Hotel geschlafen. Da gerade umgebaut wird, gab es ein Angebot mit Frühstück und gratis Champagner am Zimmer um 80 Dollar pro Zimmer, egal wieviele Leute drin schlafen.

Und jetzt gerade sitzen wir zur Abwechslung mal wieder im Bus, nämlich auf dem Weg nach Miami. Dort erwartet uns (hoffentlich) Sonne, Strand und absolute Entspannung – für eine ganze Woche.

Einschub:
Wir sind bereits 2 Tage hier und genießen die Sonne und den wunderschönen Strand in vollen Zügen. Wir haben ein Apartment gemietet, das ein bisschen außerhalb des Zentrums ist. Nachteil: es dauert ziemlich lange bis wir irgendwo hinkommen und der Bus ist sehr teuer. Vorteil: es ist eine superschöne Wohngegend und wir entspannen jeden Vormittag auf unserer Terrasse bei einem ausgiebigen Brunch. Und morgen machen wir einen Ausflug zu den Keys hinunter, freu mich schon sehr!

Soda, das wars dann wieder mal. Ich schick euch ein Bussi und hoffe, dass auch im guten alten Wien alles häppi päppi ist!

Allerliebste Grüße aus dem sonnigen Miami!

*Leider werden wir immer wieder gezwungen unser Hassunternehmen Greyhound zu buchen. Sauteuer und sauschlechtes Service. Allerdings gibt es in sehr vielen Gebieten der Öffi-feindlichen USA keine Alternative. Mietauto war wegen dem Preis leider auch keine Option. Na egal, wir bewältigen es jedes Mal aufs Neue.

18.März 2012